Dein Ratgeber für die Wochenbettzeit: Was geht – und was geht nicht?

Mutter im Kreißsaal hält ihr neugeborenes Baby im Arm

Nach der Geburt deines Babys kommt die Wochenbettzeit. Du denkst vielleicht: Dann ist der dicke Bauch endlich weg und ich kann endlich wieder richtig loslegen! Aber ganz so einfach ist das nicht. Körper und Seele haben in den letzten Wochen Höchstleistungen vollbracht, darum ist jetzt erstmal ausruhen angesagt.

Was bedeutet „Wochenbett“?

Nicht umsonst setzt sich das Wort „Wochenbett“ aus „Wochen“ und „Bett“ zusammen: Acht volle Wochen sind dafür veranschlagt, dass du dich gemeinsam mit deinem Baby erholst und ihr beide euch in Ruhe gegenseitig kennenlernt. Die Mutterschutzzeit umfasst ebenfalls exakt diese acht Wochen, du dürftest in dieser Phase nicht einmal zurück an deinen Arbeitsplatz, selbst wenn du es wolltest! Stattdessen ist zwar nicht ständiges Bettliegen angesagt, aber über den Tag verteilt solltest du tatsächlich öfter mal die Beine hochlegen. Hör gut auf die Ratschläge deiner Nachsorgehebamme, damit du dir nicht zuviel zumutest!

Geburtsverletzungen müssen heilen

Viele Erstgebärende denken während der Schwangerschaft kaum darüber nach, aber bei einer Geburt bleibt nicht immer alles heile. Der Dammriss oder -schnitt ist wohl die bekannteste Geburtsverletzung, in den ersten paar Tagen kann das richtig schmerzhaft sein. Manch eine Frau erleidet gar einen Scheidenriss oder ein Hämatom, ganz zu schweigen von der etwaigen Kaiserschnittnaht.

Das alles soll dir keine Angst machen, denn Ärzte und Hebammen kümmern sich routinemäßig gut um die Verletzungen der Wöchnerinnen. Im Normalfall heilt alles problemlos wieder ab. Aber: Diese Wunden werden dich in deiner Bewegungsfreiheit einschränken, eventuell ist zu Anfang nicht einmal ein Spaziergang mit dem Kinderwagen angesagt.

Leistungstief am Anfang der Wochenbettzeit

Zu diesen Blessuren gesellen sich verschiedene weitere typische Wochenbett-Handicaps: Sowohl bei der Spontangeburt als auch beim Kaiserschnitt gibt es zum Beispiel einen nicht unwesentlichen Blutverlust. Viele Frauen leiden zum Ende der Schwangerschaft ohnehin unter einen geringen Eisenwert, nach der Geburt verschärft sich häufig die Situation.

Dies und die Anstrengungen der Entbindung rauben dir womöglich ziemlich viel Kraft, zudem hast du wahrscheinlich jetzt ein Baby, das dich nachts kaum mehr als drei oder vier Stunden am Stück schlafen lässt. Richte dich also darauf ein, dass du dich in den ersten zwei Wochen nicht besonders leistungsfähig fühlst. Wahrscheinlich willst du auch gar nicht viel mehr tun, als zu schlafen und mit deinem Kind zu schmusen.

Körper und Seele in Aufruhr

Nebenbei muss sich dein Hormonhaushalt auch erst wieder auf ein vernünftiges Maß einpendeln. Die Produktion der Schwangerschaftshormone läuft aus – wenn du dein Baby stillst, dann werden jetzt die milchbildenden Hormone aktiv. Eventuell treten regelmäßige Hitzewallungen bei dir auf, auch kräftige Stimmungsschwankungen und richtige Heultage sind in der frühen Wochenbettzeit ganz normal. Auf zusätzliche emotionale Belastung kannst du also in dieser Phase sehr gut verzichten!

Tränen im Wochenbett

Weinen und Wochenbett gehören bei vielen jungen Müttern fest zusammen. Manchmal ist der Auslöser ein Gefühl schierer Überforderung, in vielen Fällen sind auch einfach die Hormone schuld – oder gar ein Überschwang der Freude! Nach etwa ein bis zwei Wochen sollte sich deine Gefühlswelt so ziemlich stabilisiert haben, dann ist der „Baby Blues“ im Regelfall vorbei.

Sprich vor allem viel über deine Emotionen, um dich zu entlasten. Wenn es deinem Partner oder deiner beste Freundin zu viel wird, steht immer noch deine Nachsorgehebamme bereit, die ohnehin die besten Tipps zu geben weiß.

Wochenbettdepression als ernstzunehmende Krankheit

So harmlos der normale „Baby Blues“ auch ist, so schwerwiegend kann eine Wochenbettdepression werden. Hört das Heulen nicht mehr auf, kommst du mit deinem Baby überhaupt nicht klar oder verspürst du sogar verstärkt Aggressionen, dann liegt das nicht daran, dass du eine schlechte Mutter bist! Die Wochenbettdepression, die sich auf diese Weise äußert, ist eine ernste Erkrankung, für die du selbst gar nicht kannst. Es ist sehr wichtig, dass du dir bei den genannten Symptomen medizinische Hilfe holst! Wende dich am besten an deine Hebamme oder an einen Frauenarzt.

Du bist mit dieser Depression nicht allein: Man schätzt, dass ungefähr 20 Prozent aller frischgebackenen Mütter innerhalb der ersten beiden Lebensjahre ihres Kindes darunter leiden. Mit einer gründlichen, schnellen Hilfe kommt aber bald alles wieder ins Lot!

Hilfe annehmen – Belastungen vermeiden

Aber auch ohne Depression geht es in den ersten Wochen mit Baby ganz schön anstrengend zu. Vor allem der nicht vorhandene, regelmäßige Schlafrhythmus des Neugeborenen macht vielen Eltern zu schaffen. Manche Babys weinen auch zu Anfang sehr viel und wollen ständig auf dem Arm getragen werden: Das schlaucht! Wem sich in dieser Zeit freiwillige Hilfe anbietet, der sollte sie annehmen. Im Wochenbett hat kaum eine Frau ihren Haushalt fest im Griff, ganz im Gegenteil.

Und auch der frischgebackene Papa ist viel zu beschäftigt – und überwältigt! – um alles Liegengebliebene ordentlich wegzuräumen. Schraub deine Ansprüche an einen top-gepflegten Haushalt am besten für die ersten paar Wochen mit dem Baby ganz nach unten. Nimm außerdem so wenig Termine wie möglich für diese Zeit an, lass dich auch nicht von anderen zu irgendwelchen Unternehmungen drängen! Dein Leben hat sich mit der Ankunft deines Zwerges komplett verändert, jetzt musst du erstmal alles neu ordnen.

Das solltest du im Wochenbett unbedingt beachten:

  • Geh nicht schwimmen oder baden, während dein Wochenfluss noch aktiv ist! Dusch dich einfach täglich ab, so vermeidest du Infektionen.
  • Wechsel deine Wochenbettvorlagen (Binden) sehr regelmäßig und benutze auf keinen Fall Tampons!
  • Wenn du dein Baby stillst, dann säubere deine Brüste am besten nur mit klarem Wasser. So erkennt der Zwerg deinen Geruch viel besser wieder.
  • Einen Wochenflussstau erkennst du an dauerhaften Rücken- und Bauchschmerzen. Das kann eine ernste Angelegenheit werden, wenn deine Gebärmutter sich entzündet. Wende dich sofort an deinen Frauenarzt oder an die Hebamme!
  • Dem Wochenflussstau kannst du vorbeugen, indem du warme Sitzbäder nimmst, deinen Bauch massierst und viel auf dem Bauch liegst. Auch die Gebärmutter bildet sich so besser zurück.
  • Geburtsverletzungen kühlst du am besten mit Eis in einem Kondom oder einem Fingerling. Benutze als Verpackung einen sauberen Waschlappen!
  • Regelmäßige Kamillen-Sitzbäder unterstützen die Heilung deiner Verletzungen im Intimbereich.
  • Deine Beckenbodenmuskeln sind von Schwangerschaft und Geburt überdehnt. Im Wochenbett solltest du darum nicht schwer heben, die Muskeln müssen sich erst wieder erholen.
  • Frage deine Nachsorgehebamme nach Gymnastikübungen für die Rückbildung. Du kannst schon früh mit einfachem Training beginnen, doch richtigen Sport solltest du erst nach dem Wochenbett wieder ausüben.

Lass es langsam angehen!

Nutze die dir im Wochenbett zur Verfügung stehende, arbeitsfreie Zeit so gut wie möglich für das, was wirklich wichtig ist: deine Erholung und die Beziehung zu deinem Baby. Kommen noch weitere enge Familienmitglieder wie dein Partner oder Geschwisterkinder hinzu, sollte auch für sie genügend Liebe übrig sein. Alles darüber hinaus ist im Wochenbett einfach unwichtig. Nach diesen acht Wochen bleibt dir schließlich noch genügend Zeit für die tausend anderen Dinge, die jetzt im Hintergrund drängen!