Wohngifte und Allergien attackieren unsere Kinder

Krankes Kind mit Fieber schläft

Das Kinderzimmer ist einer der wichtigsten Aufenthaltsorte für unsere Kinder, denn es subsumiert Schlafraum, Spielwiese, Lernparadies oder Entspannungszentrum in einem. Gerade weil die Kinder einen sehr großen Anteil ihrer Lebenszeit in ihrem Zimmer verbringen, ist die Qualität der Raumluft ein ganz großes Gesundheitsthema. Da können permanent giftige Gase aus Farben und Tapeten, Möbeln oder Bodenbelägen entweichen. Schimmelpilze bilden sich stetig weiter aus in dunklen feuchten Ecken des Raums, zum Beispiel hinter dem Bett verborgen, wo sie über längere Zeiten nicht erkannt werden.

Aber auch wir selbst tragen mit unseren Lebensgewohnheiten zur Schadstoffbelastung in der Wohnungsluft bei, denken wir nur mal ans Rauchen oder Basteln. Die noch wachsenden Organe unserer Kinder mit ihrem noch „unfertigen“ Abwehrsystem leiden im Vergleich zu den Erwachsenen exorbitant unter derartigen Dauerbelastungen. Die ständige Zunahme der Allergien bei Kindern schreibt Bände über diese Situation.

Vieles liegt in unserer Hand

Bei jeder Renovierung denken wir auch über die Materialien nach, mit denen wir uns täglich umgeben möchten. An dieser Stelle sollten wir neben dem Kostenfaktor oder die schicke Wirkung auch das wichtigste Kriterium, den Gesundheitsschutz, mit einfließen lassen. Allein durch die Auswahl definitiv schadstofffreier Materialien verbessern wir die Qualität der Luft in unseren Wohnräumen um viele Zehnerpotenzen. Selbstverständlich liefern dazu auch das richtige (Stoß)Lüften und die Regulierung der Heizkörper einen wichtigen Beitrag.

Die ambitionierten Ansprüche an eine optimale thermische Isolierung der Häuser haben im Ergebnis dazu geführt, dass der früher vorhandene permanente Luft- und Feuchtigkeitsaustausch zwischen drinnen und draußen (Zirkulation) heute vollständig unterbunden ist. In der Folge sinkt der Sauerstoffgehalt in unseren Wohnräumen ständig weiter ab, wohingegen die Konzentration an Luftschadstoffen stetig ansteigt. Das ist irgendwann keine menschenwürdige Atmosphäre mehr. Die Explosion der Kosten in unserem Gesundheitswesen hat etwas damit zu tun.

Warum sind Kinder besonders gefährdet?

Kinder nehmen bezogen auf ihr Körpergewicht mit jedem Atemzug mehr Schadstoffe als Erwachsene auf. Ihre Organe sind noch klein, und ihr Immunsystem ist nicht ausgereift. Der kindliche Magen-Darm-Trakt ist für Giftstoffe durchlässiger. Bei Kleinkindern sind die Atem- und Pulsfrequenzen auch im Ruhezustand mehr als doppelt so hoch wie bei erwachsenen Menschen, und ihre Haut im Sinne einer schützenden semipermeablen Membran gegen die Außenwelt ist deutlich dünner und durchlässiger.

Ansätze zur Luftverbesserung

Hier zunächst ein paar mögliche Ursachen für schlechte Luft im Kinderzimmer:

  • Falsches Lüften und Heizen
  • Schimmelpilzsporen und in der Folge Toxine aus Schimmelpilzen
  • Zigaretten-, Zigarren- oder Pfeifenrauch, der sich in der ganzen Wohnung verteilt
  • Schadstoffemissionen: Lösungsmittel und Terpene, Formaldehyd, Weichmacher zum Beispiel in Farben, Lacken, Möbeln, Matratzen, Bodenbelägen, Tapeten usw.

Richtiges und ausreichendes Lüften

Nach Möglichkeit sollten wir gerade das Kinderzimmer fünf Mal täglich lüften, dabei soll ruhig etwas Zugluft entstehen (wenn niemand im Raum ist). Im Winter reichen oftmals schon drei bis fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern aus. Das ist auch wichtig, um die trockene Heizungsluft, die die Schleimhäute sehr belastet, gegen feuchte natürliche Luft auszutauschen. Besonders vor dem Schlafengehen sollte eine gute Durchlüftung erfolgen. Ein kühles Zimmer mit guter Luft ist unter der warmen Kuscheldecke gut auszuhalten und wiegt das Kind rasch in einen ruhigen erholsamen Schlaf.

Ein Dauerlüften durch Ankippen des Fensters ist dagegen nicht zu empfehlen, weil dies ein echter Energiefresser im Winter ist. Falsches Lüften kann die Bildung von gesundheitsgefährdenden Schimmelpilzen unterstützen.

Schimmelpilze sind Allergene

Schimmelpilze bilden ständig Sporen und Toxine nach, die so winzig und leicht sind, dass sie sich durch jeden kleinsten Luftzug in der gesamten Raumluft verteilen. Auf diese Weise gelangen sie irreversibel mit jedem Atemzug bis in die tiefsten Verästelungen der Lungen (Alveolen).

Nach etwas längerer Exposition entstehen zunächst Atembeschwerden und andere Erkältungssymptome, die Bindehaut in den Augenwinkeln beginnt zu jucken und zu brennen, Kopfschmerzen oder extreme Müdigkeit (Abgeschlagenheit) stellen sich ein. Wenn dagegen nicht rechtzeitig etwas unternommen wird, entwickelt sich zunächst eine extreme Überempfindlichkeit der Bronchien, die dann unweigerlich in Asthma mündet.

Der Schimmelbefall der Innenräume hat viele Ursachen: Schlechte Wärmedämmung, sich ausbildende Wärmebrücken, bauliche Mängel können das bewirken und nicht zuletzt auch zu dichte Fenster. Aber auch das ständige Aufhängen feuchter Wäsche in den Innenräumen kann die Luftfeuchtigkeit insgesamt so ungünstig einregeln, dass eine Schimmelbildung weiter befördert wird.

Tipps zur Vermeidung von Schimmel:

  • Häufiges Stoßlüften
  • In Küche und Bad entsteht viel Wasserdampf. Daher die Türen schließen und die Räume nach außen lüften.
  • Feuchte Kleider oder Schuhe haben nichts im Kinderzimmer zu suchen, auch nicht in den Schränken.
  • Heizkörper oben nicht zustellen, Wasserverdunster an Heizkörpern sind überflüssig, wenn richtig gelüftet wird.
  • Der Abstand von Schränken zu einer kalten Außenwand sollte mindestens zehn Zentimeter betragen, damit dort eine ausreichende (austrocknende) Luftzirkulation entstehen kann.
  • Offensichtliche Baumängel wie Undichtigkeiten im Dach, Mauerrisse, defekte Rohrleitungen, Putzschäden usw. müssen unbedingt umgehend behoben werden.

Rauchen gefährdet die Gesundheit der Kinder

Bereits während der Schwangerschaft hat das Rauchen der Mutter einen sehr schädlichen Einfluss auf die Entwicklung der Organe des Fötus. Die Säuglinge rauchender Mütter haben ein signifikant geringes Geburtsgewicht, Frühgeburten kommen deutlich häufiger vor, und leider gilt das auch für Totgeburten. In vielen Studien wurde nachgewiesen, dass der sogenannte „Plötzliche Kindstod“ bei Raucherinnen und auch bei Frauen, die passiv rauchen „müssen“, um das Dreifache erhöht ist.

Daher gilt: In Gegenwart von (ungeborenen) Kindern verzichten wir auf das Rauchen, und unsere Wohnräume halten wir grundsätzlich „rauchfrei“.

Die richtigen Baustoffe für das Kinderzimmer

Möbel aus Pressspanplatten bergen immer die Gefahr, dass Formaldehyd verarbeitet wurde und ständig in die Raumluft austritt. Aber auch Massivholz kann mit Bioziden belastet sein, ganz abgesehen davon, dass die Lackierungen ebenfalls Giftstoffe ausdünsten können. Bei älteren „Secondhand-Möbeln“ sind diese Ausdünstungsprozesse meistens schon weitgehend abgeschlossen, und kostengünstiger sind sie auch. Das ist schon eine Überlegung wert, auch vor dem Hintergrund, dass unsere Kinder schnell wachsen und bald ganz andere Bedürfnisse hinsichtlich der Gestaltung ihres Zimmers selbst entwickeln.

Um dem Verbraucher etwas Orientierung zu geben hinsichtlich einer möglichen Gesundheitsgefährdung durch Baustoffe, Farben, Lacke und anderen Materialien wurden weltweit verschiedene Umweltlabels eingeführt. Der „Blaue Engel“ zeichnet zum Beispiel jene Produkte aus, die kaum Schadstoffe ausdünsten. Ähnliche Kriterien setzt das Eco-Institut mit seinem speziellen Siegel an. Für Textilien gibt es das GOTS-Label oder den Oeko-Tex-Standard, und für gute Bodenbeläge steht das „GUT“-Label. Weitere Öko-Zeichen sind das Label der „Vereinigung natureplus“ oder die „Euroblume“.